Ohrenreinigung beim Pferd

Kurz zusammengefasst

  • Die Ohrenpflege ist ein sensibles Thema, das viel Fingerspitzengefühl und Geduld erfordert. Mit einer sanften, achtsamen Reinigung schützt Du Dein Pferd vor Entzündungen und erhöhst gleichzeitig sein Wohlbefinden.
  • Regelmäßige Kontrollen helfen Dir, Veränderungen früh zu erkennen und rechtzeitig zu handeln.
  • Wer das Vertrauen seines Pferdes an den Ohren gewinnt, stärkt nicht nur die Gesundheit, sondern auch die besondere Verbindung zwischen Mensch und Tier.

Prüfung / Online Redaktion

Nadja Sukalia
Online Redaktion

Die Ohren eines Pferdes sind nicht nur hochsensible Sinnesorgane, sondern auch ein wichtiger Teil seiner nonverbalen Kommunikation. Verschmutzungen oder Entzündungen können die Gesundheit stark beeinträchtigen und das Verhalten nachhaltig verändern. Viele Pferdehalter sind unsicher, ob und wie sie die Ohren ihres Pferdes reinigen sollen. Dabei ist eine vorsichtige Pflege essenziell, um Infektionen vorzubeugen und Beschwerden frühzeitig zu erkennen. Wer lernt, die Ohren seines Pferdes richtig zu beurteilen und sanft zu reinigen, sorgt für mehr Wohlbefinden und stärkt gleichzeitig das Vertrauen. Ein sorgfältiger Umgang ist dabei genauso wichtig wie das Wissen, wann ein Tierarzt hinzugezogen werden sollte.

Warum ist die Ohrenreinigung beim Pferd wichtig?

Die Ohren eines Pferdes sind sehr empfindlich und gleichzeitig stark beansprucht, da sie ständig Schmutz, Staub und Insekten ausgesetzt sind. Durch die Bewegung auf der Weide oder in der Reithalle gelangen oft kleine Partikel in den Gehörgang, die dort Irritationen oder sogar Entzündungen verursachen können. Eine sanfte und gezielte Reinigung kann helfen, Ablagerungen frühzeitig zu entfernen und das Risiko von Infektionen deutlich zu reduzieren. Außerdem ermöglicht die regelmäßige Kontrolle der Ohren, Veränderungen wie Rötungen, Schwellungen oder unangenehme Gerüche sofort zu bemerken. So kannst Du Deinem Pferd nicht nur Schmerzen ersparen, sondern auch seine allgemeine Gesundheit und sein Wohlbefinden aktiv unterstützen.

Wie ist das Pferdeohr aufgebaut und warum ist es so empfindlich?

Das Pferdeohr ist in drei Bereiche gegliedert: äußeres Ohr, Mittelohr und Innenohr. Die Ohrmuschel ist stark beweglich und fängt Geräusche aus verschiedenen Richtungen auf. Im äußeren Gehörgang befinden sich empfindliche Hautpartien mit feinen Haaren und Drüsen, die ein Schutzsekret produzieren. Diese Strukturen sind darauf ausgelegt, Schmutz fernzuhalten, aber sie reagieren sehr sensibel auf mechanische Reize. Schon kleinste Verletzungen oder unsachgemäße Reinigungsversuche können Entzündungen hervorrufen. Das Mittelohr mit seinen Gehörknöchelchen überträgt die Schallwellen, während das Innenohr für Gleichgewicht und Hören zuständig ist. Genau diese filigrane Bauweise macht das Ohr so anfällig und verlangt einen besonders behutsamen Umgang.

Welche natürlichen Schutzmechanismen hat das Pferdeohr?

Das Pferdeohr verfügt über mehrere ausgeklügelte Schutzmechanismen. Zunächst sorgen feine Haare am Eingang des Gehörgangs dafür, dass Schmutz und kleine Insekten nicht so leicht eindringen können. Zudem produziert die Haut dort ein spezielles Sekret, das antimikrobiell wirkt und somit vor Bakterien und Pilzen schützt. Durch die natürliche Selbstreinigung schiebt das Pferdeohr Schmutzpartikel langsam nach außen, wo sie von selbst herausfallen oder leicht entfernt werden können. Diese Mechanismen sind erstaunlich effektiv, solange sie nicht durch unsachgemäße Eingriffe gestört werden. Deshalb ist es wichtig, die natürlichen Abwehrkräfte des Ohrs zu respektieren und nicht unnötig tief oder aggressiv zu reinigen.

Wann sollte man die Ohren eines Pferdes reinigen?

Eine Reinigung der Ohren ist nicht bei jedem Pferd regelmäßig nötig, sondern hängt stark von individuellen Faktoren und der Umgebung ab. Generell sollte nur dann gereinigt werden, wenn sich sichtbarer Schmutz, Verkrustungen oder Sekretansammlungen zeigen. Auch wenn das Pferd vermehrt mit dem Kopf schlägt, die Ohren reibt oder eine erhöhte Empfindlichkeit zeigt, kann eine sanfte Reinigung sinnvoll sein. Bei Pferden, die viel auf staubigen Paddocks stehen oder empfindlich auf Insekten reagieren, ist eine engmaschigere Kontrolle empfehlenswert. Ziel ist es, frühzeitig Probleme zu erkennen, aber die natürliche Barrierefunktion des Ohrs nicht unnötig zu beeinträchtigen.

Wie erkenne ich, ob eine Reinigung nötig ist?

Ob eine Ohrenreinigung notwendig ist, erkennst Du vor allem an äußeren Anzeichen. Häufiges Kopfschütteln, Reiben der Ohren an Gegenständen oder eine verstärkte Empfindlichkeit beim Anfassen können Hinweise auf Reizungen oder Verschmutzungen sein. Auch sichtbarer Schmutz, dunkle Ablagerungen oder ein unangenehmer Geruch aus dem Ohr deuten darauf hin, dass eine Reinigung erforderlich ist. Manche Pferde zeigen zusätzlich ein verändertes Verhalten, wirken unruhig oder ziehen sich beim Putzen zurück. Wer regelmäßig die Ohren seines Pferdes kontrolliert, kann schon kleine Veränderungen früh erkennen und verhindern, dass sich daraus schmerzhafte Entzündungen entwickeln.

Welche Materialien eignen sich für die Ohrenreinigung?

Für die Reinigung der Pferdeohren eignen sich am besten weiche, fusselfreie Tücher oder speziell dafür vorgesehene weiche Schwämme. Auch angefeuchtete, saubere Baumwolltücher sind eine gute Wahl. Wattestäbchen sollten unbedingt vermieden werden, da sie den Schmutz tiefer in den Gehörgang schieben und Verletzungen verursachen können. Für etwas festere Ablagerungen kann lauwarmes, sauberes Wasser oder eine vom Tierarzt empfohlene milde Ohrreinigungslösung verwendet werden. Wichtig ist, dass alle Materialien sauber und desinfiziert sind, um das Risiko von Keimverschleppung zu minimieren. Sanftes Vorgehen steht dabei immer an erster Stelle, um die empfindliche Ohrhaut nicht zu reizen.

Wie reinigt man die Ohren eines Pferdes richtig?

Die richtige Reinigung beginnt mit einer ruhigen Umgebung und viel Geduld. Zuerst solltest Du das Pferd sanft an Kopf und Ohren berühren, damit es Vertrauen fasst. Mit einem angefeuchteten, weichen Tuch reinigst Du vorsichtig nur den sichtbaren Teil des äußeren Ohres. Dabei niemals tief in den Gehörgang eindringen! Sanfte, wischende Bewegungen reichen meist aus, um Schmutz oder leichte Ablagerungen zu entfernen. Bei stärkeren Verschmutzungen kann eine vom Tierarzt empfohlene Lösung helfen, die vorher auf das Tuch gegeben wird. Es ist wichtig, regelmäßig Pausen zu machen und auf die Reaktionen des Pferdes zu achten. Sollte Dein Pferd sehr empfindlich reagieren, ist es besser, die Reinigung abzubrechen und einen Tierarzt zu Rate zu ziehen.

Was sollte man bei der Reinigung unbedingt vermeiden?

Auf keinen Fall sollten spitze oder harte Gegenstände verwendet werden, da diese die empfindliche Haut oder das Trommelfell verletzen können. Auch Wattestäbchen sind tabu, weil sie den Schmutz tiefer hineindrücken oder sogar das Trommelfell beschädigen können. Aggressives oder hastiges Vorgehen führt oft dazu, dass das Pferd Angst entwickelt und sich künftig nicht mehr an den Ohren anfassen lässt. Außerdem sollte niemals versucht werden, tiefer liegende Ablagerungen selbst zu entfernen — das ist Aufgabe des Tierarztes. Chemische Reinigungsmittel, die nicht speziell für Pferdeohren zugelassen sind, können die natürliche Schutzschicht zerstören und die Haut reizen. Achtsamkeit und Geduld sind hier die wichtigsten Grundsätze.

Wie oft sollte die Ohrenreinigung durchgeführt werden?

Die Häufigkeit der Ohrenreinigung hängt stark vom einzelnen Pferd, seiner Haltung und seiner Empfindlichkeit ab. Bei vielen Pferden reicht es aus, die Ohren regelmäßig zu kontrollieren und nur bei Bedarf sanft zu reinigen. Pferde, die viel Zeit auf staubigen Paddocks oder in Gebieten mit vielen Insekten verbringen, benötigen möglicherweise häufiger eine vorsichtige Reinigung. Es ist jedoch wichtig, nicht zu oft und nicht ohne Grund zu reinigen, um die natürliche Schutzfunktion der Ohren nicht zu stören. Eine pauschale Empfehlung gibt es nicht — entscheidend ist immer die individuelle Beobachtung. Grundsätzlich gilt: Weniger ist oft mehr, solange keine Anzeichen von Schmutz oder Reizungen vorliegen.

Welche Anzeichen deuten auf eine Ohrenentzündung hin?

Eine Ohrenentzündung zeigt sich oft durch deutliche Verhaltensänderungen: Das Pferd schüttelt auffällig häufig den Kopf, reibt die Ohren an Wänden oder anderen Flächen oder reagiert sehr empfindlich, wenn Du die Ohren berührst. Auch ein schiefer Kopf, ein unangenehmer Geruch oder ein sichtbarer Ausfluss aus dem Ohr sind Warnzeichen. Manche Pferde wirken plötzlich nervös oder ziehen sich zurück. Bei schwereren Entzündungen können sogar Gleichgewichtsstörungen auftreten, da das Innenohr betroffen sein kann. Sobald eines dieser Symptome auftritt, solltest Du unbedingt einen Tierarzt kontaktieren, um eine genaue Diagnose und Behandlung einzuleiten.

Können falsche Reinigungen dem Pferdeohr schaden?

Ja, unsachgemäße Reinigungen können erhebliche Schäden anrichten. Wer mit zu viel Druck oder ungeeigneten Werkzeugen arbeitet, riskiert Verletzungen der empfindlichen Haut oder sogar des Trommelfells. Auch das Einführen von Gegenständen in den Gehörgang kann Schmutz tiefer hineindrücken, statt ihn zu entfernen, und dadurch Entzündungen begünstigen. Zu häufige oder zu aggressive Reinigungen stören außerdem die natürliche Selbstreinigung und das schützende Milieu im Ohr. Das Ergebnis können chronische Reizungen oder Infektionen sein. Deshalb ist es wichtig, die Ohren nur behutsam und mit dem richtigen Wissen zu pflegen oder im Zweifel lieber den Tierarzt um Rat zu fragen.

Welche Rolle spielt die Umgebung bei der Ohrhygiene?

Die Haltung und das Umfeld Deines Pferdes haben einen großen Einfluss auf die Gesundheit der Ohren. Pferde, die viel draußen auf staubigen oder sandigen Böden stehen, sind oft stärker von Schmutz und kleinen Fremdkörpern betroffen. Auch Insekten wie Fliegen oder Mücken können das Ohr reizen und Infektionen auslösen. In einer sauberen, gut belüfteten Umgebung mit wenig Staub und guten Hygienebedingungen sinkt das Risiko für Ohrprobleme deutlich. Darüber hinaus können wetterfeste Unterstände und Fliegenmasken helfen, die Ohren vor übermäßigen Belastungen zu schützen. Wer sein Pferd aufmerksam beobachtet und das Umfeld anpasst, leistet einen wichtigen Beitrag zur Vorbeugung von Ohrenproblemen.

Was tun, wenn das Pferd die Ohren nicht anfassen lässt?

Viele Pferde reagieren empfindlich, wenn man ihre Ohren berührt. Das kann an schlechten Erfahrungen, Schmerzen oder einfach an ihrer natürlichen Vorsicht liegen. In solchen Fällen ist es wichtig, geduldig und behutsam vorzugehen. Beginne damit, das Pferd an sanfte Berührungen am Hals und Kopf zu gewöhnen, bevor Du in Richtung Ohren gehst. Belohne es für ruhiges Verhalten mit Lob oder einem Leckerli. Zwang oder Druck verschlimmern die Abwehrhaltung oft und können das Vertrauen nachhaltig schädigen. Wenn die Berührungsangst sehr stark ist oder mit deutlicher Abwehr verbunden ist, kann das auch ein Hinweis auf Schmerzen oder eine versteckte Entzündung sein. Dann sollte unbedingt ein Tierarzt hinzugezogen werden, um die Ursache abzuklären.

Wann ist ein Tierarztbesuch bei Ohrproblemen notwendig?

Ein Tierarzt sollte immer dann gerufen werden, wenn Anzeichen von Entzündungen, Verletzungen oder starken Verschmutzungen vorliegen, die sich nicht durch sanfte Reinigung beheben lassen. Auch auffälliger Ausfluss, übler Geruch oder Schwellungen sind klare Warnzeichen. Zeigt das Pferd plötzlich starkes Kopfschütteln, Kopf- oder Ohrschiefhaltung oder lässt sich gar nicht mehr an den Ohren berühren, ist ein schneller Tierarztbesuch unverzichtbar. Gleichgewichtsstörungen deuten oft auf ein tiefer liegendes Problem im Innenohr hin und erfordern sofortige Abklärung. Frühzeitiges Handeln ist entscheidend, um schwere Folgen wie chronische Schmerzen oder bleibende Schäden zu vermeiden.

Können Fliegenmasken oder Hauben bei der Ohrenpflege helfen?

Ja, Fliegenmasken mit Ohrenschutz sind eine sehr hilfreiche Unterstützung, besonders in den Sommermonaten. Sie schützen die empfindlichen Ohren vor Insektenstichen, Schmutz und UV-Strahlung und verringern so das Risiko von Reizungen oder Entzündungen. Gerade bei Pferden, die auf Mücken und Fliegen empfindlich reagieren, können diese Masken viel Unruhe und Stress ersparen. Wichtig ist jedoch, dass die Maske gut sitzt, regelmäßig kontrolliert und sauber gehalten wird, um Scheuerstellen oder Hautirritationen zu vermeiden. Kombiniert mit einer aufmerksamen Kontrolle der Ohren unterstützt eine Fliegenmaske die Ohrengesundheit effektiv und trägt dazu bei, das Wohlbefinden Deines Pferdes zu steigern.

FAQ

Ab wann darf ich bei jungen Pferden die Ohren reinigen?
 Grundsätzlich sollten auch bei jungen Pferden die Ohren nur dann gereinigt werden, wenn es wirklich nötig ist. In den ersten Jahren reicht meist eine regelmäßige Kontrolle. Sobald ein Jungpferd Berührungen an den Ohren ohne Angst akzeptiert, kannst Du vorsichtig mit sanfter Reinigung beginnen, falls Schmutz sichtbar ist.

Warum mögen viele Pferde keine Ohrenpflege?
 Die Ohren sind sehr empfindliche Körperstellen, die Pferde auch zur Kommunikation und zum Schutz nutzen. Berührungen werden oft als unangenehm oder bedrohlich empfunden, vor allem wenn sie überraschend kommen. Geduld, Ruhe und schrittweises Gewöhnen helfen, diese Abwehrhaltung abzubauen.

Darf ich normale Reinigungsmittel aus der Hausapotheke verwenden?
 Nein, handelsübliche Reinigungs- oder Desinfektionsmittel sind nicht für Pferdeohren geeignet. Sie können die empfindliche Haut reizen oder die natürliche Schutzschicht zerstören. Es sollten nur speziell für Pferde entwickelte Produkte oder vom Tierarzt empfohlene Lösungen verwendet werden.

Wie lange dauert eine Ohrenreinigung in der Regel?
 Eine einfache, oberflächliche Reinigung dauert meist nur wenige Minuten. Wichtig ist, dabei ohne Eile und mit viel Ruhe vorzugehen. Wenn das Pferd Vertrauen hat und entspannt bleibt, kann die Reinigung sanft und schnell durchgeführt werden, ohne Stress zu verursachen.

Was kann ich tun, wenn mein Pferd nach der Reinigung immer noch den Kopf schüttelt?
 Anhaltendes Kopfschütteln nach der Reinigung kann darauf hinweisen, dass noch eine Reizung, ein Fremdkörper oder eine Entzündung vorliegt. In diesem Fall sollte unbedingt ein Tierarzt hinzugezogen werden, um die Ursache abzuklären und das Pferd nicht weiter zu belasten.

Qualitätsprüfung

Experte

Dr. med. vet. Volker Moser, studierte an der Veterinär-Universität Wien und schrieb seine Dissertation auf dem Gebiet Molekularmedizin (Tumorgenetik). Seit 1997 arbeitet Dr. Moser als selbstständiger Tierarzt im Bereich der Kleintiermedizin, Wiederkäuer- und Pferdemedizin. Zahlreiche Fort- und Zusatzausbildungen und seine ständige Mitarbeit in diversen Kleintierkliniken und -praxen runden seine jahrelange Berufspraxis ab. Dr. Moser engagiert sich seit 1998 in der ÖTK und VÖK und ist seit 2021 Generalsekretär bei UEVP (Union of European Veterinary Practitioners). Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher und klinischer Publikationen in Fachzeitschriften.
Zuletzt geändert: Juli 17, 2025



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