Augenuntersuchungen beim Pferd

Kurz zusammengefasst

  • Regelmäßige Augenuntersuchungen sind ein entscheidender Baustein für die Gesundheit und das Wohlbefinden Deines Pferdes.
  • Sie ermöglichen es, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und wirksam zu behandeln, bevor sie zu schmerzhaften oder dauerhaften Schäden führen.
  • Mit Aufmerksamkeit, Geduld und der richtigen Vorsorge schützt Du nicht nur die Sehkraft, sondern stärkst auch das Vertrauen zwischen Dir und Deinem Pferd. So bleibt Dein Pferd lange neugierig, sicher und mit klarem Blick unterwegs.

Prüfung / Online Redaktion

Nadja Sukalia
Online Redaktion

Die Augen eines Pferdes sind empfindliche und lebenswichtige Sinnesorgane, die viel über die Gesundheit und das Wohlbefinden verraten. Regelmäßige Augenuntersuchungen sind entscheidend, um Verletzungen, Reizungen oder ernsthafte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Viele Pferdehalter scheuen sich jedoch davor, weil sie unsicher sind, wie solche Kontrollen ablaufen und wann sie wirklich nötig sind. Dabei kann eine fachkundige Untersuchung nicht nur das Sehvermögen erhalten, sondern auch das Risiko für Schmerzen und dauerhafte Schäden erheblich verringern. Wer die Augen seines Pferdes aufmerksam beobachtet und regelmäßige Checks ernst nimmt, unterstützt aktiv dessen Gesundheit und Lebensqualität.

Warum sind Augenuntersuchungen beim Pferd so wichtig?

Augenuntersuchungen beim Pferd sind entscheidend, weil Pferdeaugen besonders empfindlich und anfällig für Verletzungen, Infektionen und Reizungen sind. Durch ihre exponierte Lage sind sie ständig Staub, Insekten und UV-Strahlung ausgesetzt. Viele Augenerkrankungen verlaufen zunächst unauffällig und werden oft erst bemerkt, wenn bereits Schmerzen oder bleibende Schäden entstanden sind. Regelmäßige Kontrollen helfen, Probleme wie Hornhautverletzungen, Bindehautentzündungen oder sogar beginnende Linsentrübungen frühzeitig zu erkennen. So kann rechtzeitig behandelt werden, bevor das Sehvermögen dauerhaft beeinträchtigt ist. Wer die Augengesundheit seines Pferdes ernst nimmt, schützt nicht nur das Auge selbst, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden und die Sicherheit des Tieres.

Wie oft sollte eine Augenuntersuchung durchgeführt werden?

Eine gründliche Augenuntersuchung sollte mindestens einmal jährlich durch den Tierarzt erfolgen, ähnlich wie eine allgemeine Gesundheitskontrolle. Bei älteren Pferden oder Tieren mit bekannten Augenproblemen können auch halbjährliche Untersuchungen sinnvoll sein. Zusätzlich sollte der Pferdehalter die Augen täglich kurz kontrollieren, um Veränderungen wie Rötungen, vermehrten Tränenfluss oder Schwellungen frühzeitig zu bemerken. Wer diese Routine beibehält, kann viele Probleme schon im Anfangsstadium erkennen und behandeln lassen. Gerade bei Pferden, die viel draußen sind oder an Allergien leiden, lohnt sich eine engmaschigere Kontrolle, um Komplikationen zu vermeiden.

Was kann bei einer Routinekontrolle erkannt werden?

Bei einer Routinekontrolle können viele Probleme schon in einem frühen Stadium erkannt werden. Dazu gehören Bindehautentzündungen, Hornhautverletzungen, Lidentzündungen, verstopfte Tränenkanäle oder auch erste Hinweise auf eine periodische Augenentzündung (Equine rezidivierende Uveitis). Veränderungen an der Hornhaut oder Linse, wie kleine Trübungen, fallen oft nur bei genauer Untersuchung auf. Auch Fremdkörper oder anatomische Besonderheiten, die das Risiko für Entzündungen erhöhen, können dabei entdeckt werden. Die Früherkennung ist entscheidend, um rechtzeitig Maßnahmen einzuleiten und das Fortschreiten von Erkrankungen zu verhindern. Eine regelmäßige Kontrolle ist also ein wichtiger Beitrag zur langfristigen Augengesundheit.

Ab welchem Alter sollten Augenuntersuchungen beginnen?

Augenuntersuchungen sollten idealerweise schon bei Fohlen beginnen, spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem sie vermehrt mit der Umwelt in Kontakt kommen. Frühzeitige Checks helfen, angeborene Fehlbildungen oder Entwicklungsstörungen der Augen und Lider zu erkennen. So können Probleme direkt behandelt oder beobachtet werden, bevor sie größere Auswirkungen haben. Gerade junge Pferde sind neugierig und verletzen sich leicht an Ästen, Stangen oder beim Spielen mit Artgenossen. Frühzeitig an regelmäßige Kontrollen gewöhnt, akzeptieren sie spätere Untersuchungen oft viel entspannter. Der Grundstein für gesunde Augen wird also schon im jungen Alter gelegt.

Wie läuft eine Augenuntersuchung beim Pferd ab?

Eine Augenuntersuchung beginnt immer mit einer sorgfältigen äußeren Begutachtung. Der Tierarzt prüft die Augenlider, die Wimpern, die Bindehaut und die Hornhaut auf Auffälligkeiten. Anschließend wird oft mit einer speziellen Lampe (Ophthalmoskop) das Augeninnere untersucht, um Linse, Glaskörper und Netzhaut zu beurteilen. Je nach Befund kann zusätzlich ein Fluoreszenztest durchgeführt werden, um Hornhautverletzungen sichtbar zu machen. In einigen Fällen wird auch der Tränenfluss überprüft oder der Augeninnendruck gemessen. Während der Untersuchung ist es wichtig, dass das Pferd ruhig steht — oft hilft eine helfende Hand oder eine sanfte Fixierung am Halfter. Meist ist die Untersuchung für das Pferd schmerzfrei, solange keine akuten Verletzungen vorliegen.

Welche Instrumente nutzt der Tierarzt für die Augenuntersuchung?

Der Tierarzt arbeitet mit verschiedenen Instrumenten, um eine umfassende Beurteilung zu ermöglichen. Das Ophthalmoskop ist ein zentrales Gerät, mit dem die Strukturen im Augeninneren untersucht werden. Eine spezielle Spaltlampe ermöglicht eine detaillierte Beurteilung der Hornhaut, Linse und vorderen Augenkammer. Für den Fluoreszenztest werden spezielle Farbstoffe und eine Blaulichtlampe eingesetzt, um selbst kleinste Hornhautverletzungen sichtbar zu machen. Außerdem können Tonometer verwendet werden, um den Augeninnendruck zu messen — wichtig für die Diagnose von Glaukom. All diese Instrumente sind so konzipiert, dass sie möglichst schonend und schmerzfrei eingesetzt werden können.

Was ist ein Fluoreszenztest und wann wird er eingesetzt?

Der Fluoreszenztest ist eine Untersuchungstechnik, mit der Verletzungen oder Defekte an der Hornhaut sichtbar gemacht werden. Dabei wird ein spezieller Farbstoff in das Auge getropft, der sich in beschädigten Bereichen anlagert. Unter einer blauen Lichtquelle leuchtet dieser Farbstoff auffällig grün, sodass selbst kleinste Verletzungen oder Abschürfungen erkannt werden können. Dieser Test wird vor allem dann eingesetzt, wenn das Pferd Schmerzen zeigt, das Auge vermehrt tränt oder ständig kneift. Der Fluoreszenztest ist schnell, schmerzfrei und liefert sofort wichtige Hinweise, die die weitere Behandlung steuern.

Können Augenuntersuchungen für das Pferd schmerzhaft sein?

Grundsätzlich sind Augenuntersuchungen für das Pferd schmerzfrei. Lediglich bei bereits bestehenden Verletzungen oder stark entzündeten Augen können manche Untersuchungen als unangenehm empfunden werden. Der Tierarzt arbeitet jedoch sehr behutsam und verwendet, wenn nötig, auch lokale Betäubungsmittel, um dem Pferd die Untersuchung so angenehm wie möglich zu machen. Wichtig ist, dass das Pferd ruhig steht und sich sicher fühlt — dafür kann eine Bezugsperson viel beitragen. Je entspannter das Pferd ist, desto stressfreier verläuft die Untersuchung, was sowohl dem Tier als auch dem Tierarzt zugutekommt.

Wie bereitet man das Pferd auf eine Augenuntersuchung vor?

Eine gute Vorbereitung beginnt mit Ruhe und Vertrauen. Das Pferd sollte vorher in einer gewohnten Umgebung stehen und sich entspannt fühlen. Berührungen am Kopf und insbesondere rund um die Augen sollten schon im Alltag regelmäßig geübt werden, damit das Pferd diese Region toleriert. Kurz vor der Untersuchung hilft es, das Pferd sanft zu streicheln und ruhig mit ihm zu sprechen. Falls möglich, kann eine Bezugsperson anwesend sein, die dem Pferd Sicherheit gibt. Auch ein gut sitzendes Halfter und ein sicherer Standplatz sind wichtig. Wer sein Pferd frühzeitig an Berührungen und Kontrollsituationen gewöhnt, erleichtert jede zukünftige Untersuchung deutlich.

Was bedeuten trübe Veränderungen am Auge?

Trübe Veränderungen am Auge können verschiedene Ursachen haben und sollten immer ernst genommen werden. Häufig deuten sie auf eine Schädigung der Hornhaut, eine Linsentrübung (Katarakt) oder eine Entzündung hin. Auch ein Ödem (Wasseransammlung) in der Hornhaut kann zu einer milchigen Erscheinung führen. Diese Veränderungen beeinträchtigen oft die Sehfähigkeit und können Schmerzen verursachen. Besonders bei plötzlichem Auftreten oder schneller Verschlechterung ist eine sofortige tierärztliche Untersuchung notwendig. Eine frühzeitige Behandlung kann helfen, bleibende Schäden zu verhindern und die Lebensqualität des Pferdes zu sichern.

Wie erkennt man Hornhautverletzungen?

Hornhautverletzungen zeigen sich meist durch vermehrten Tränenfluss, Lichtempfindlichkeit und häufiges Blinzeln oder Zusammenkneifen des betroffenen Auges. Oft reibt das Pferd den Kopf an Gegenständen oder zeigt Unruhe. Kleine, oberflächliche Verletzungen können mit bloßem Auge schwer zu erkennen sein, weshalb der Fluoreszenztest beim Tierarzt wichtig ist. Bei genauer Betrachtung wirken betroffene Bereiche oft matt oder unregelmäßig. Hornhautverletzungen sind schmerzhaft und bergen das Risiko, sich durch Infektionen zu verschlimmern. Deshalb sollte bei Verdacht auf eine solche Verletzung immer schnell tierärztliche Hilfe gesucht werden.

Können Augenprobleme auf andere Erkrankungen hinweisen?

Ja, Augenprobleme können manchmal auf systemische Erkrankungen hinweisen. Beispielsweise kann eine periodische Augenentzündung (ERU) im Zusammenhang mit Infektionen wie Leptospirose stehen. Auch Stoffwechselstörungen oder bestimmte Allergien äußern sich manchmal zuerst an den Augen. Chronisch tränende Augen können auf Probleme der Atemwege oder auf eine gestörte Funktion der Tränen-Nasen-Kanäle hinweisen. Veränderungen an den Augen können also ein wichtiger Hinweis sein, dass etwas im Gesamtorganismus nicht stimmt. Deshalb ist es wichtig, bei wiederkehrenden oder ungewöhnlichen Augenproblemen immer auch an andere mögliche Ursachen zu denken und das Pferd umfassend untersuchen zu lassen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es nach einer Untersuchung?

Die Behandlung richtet sich immer nach der Diagnose. Bei kleinen Reizungen oder oberflächlichen Entzündungen können oft Augensalben oder -tropfen mit entzündungshemmender oder antibakterieller Wirkung helfen. Bei Hornhautverletzungen kommen spezielle heilungsfördernde Präparate zum Einsatz, manchmal auch Schutzverbände oder vorübergehender Augenschutz. Bei schwerwiegenderen Befunden, etwa einer Linsentrübung oder einer periodischen Augenentzündung, sind oft intensivere Therapien oder sogar operative Eingriffe notwendig. Wichtig ist, dass jede Behandlung exakt nach Anweisung des Tierarztes erfolgt, da unsachgemäße Anwendungen den Zustand verschlimmern können. Eine regelmäßige Kontrolle des Heilungsverlaufs gehört immer dazu, um rechtzeitig Anpassungen vornehmen zu können.

Wann sind weitere Spezialuntersuchungen nötig?

Spezialuntersuchungen sind dann nötig, wenn eine genaue Abklärung mit Standardmethoden nicht ausreicht oder die Ursache unklar bleibt. Dazu gehören zum Beispiel Ultraschalluntersuchungen des Auges, spezielle Messungen des Augeninnendrucks oder die Untersuchung der Netzhaut mit erweiterten Geräten. Auch Labortests, etwa zur Bestimmung von Entzündungsparametern oder Infektionserregern, können sinnvoll sein. Solche weiterführenden Untersuchungen helfen, schwerwiegende oder seltene Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. Sie werden meist von spezialisierten Pferdekliniken oder erfahrenen Augen-Tierärzten durchgeführt.

Was kann ich selbst zur Augengesundheit beitragen?

Du kannst viel tun, um die Augengesundheit Deines Pferdes zu unterstützen. Tägliche Sichtkontrollen, eine saubere, staubarme Umgebung und der Einsatz von Fliegenmasken im Sommer helfen, Reizungen zu vermeiden. Außerdem solltest Du das Pferd regelmäßig an Kopf- und Augenkontrollen gewöhnen, damit es diese entspannt akzeptiert. Bei ersten Auffälligkeiten ist es wichtig, nicht selbst zu experimentieren, sondern schnell den Tierarzt zu kontaktieren. Mit Achtsamkeit, Geduld und konsequenter Pflege kannst Du entscheidend dazu beitragen, die Augen Deines Pferdes langfristig gesund und leistungsfähig zu erhalten.

FAQ

Ab wann sollte ich bei Augenausfluss den Tierarzt rufen?
 Wenn der Ausfluss länger als ein bis zwei Tage anhält, eitrig oder blutig ist oder mit Schwellungen und Schmerzen einhergeht, sollte unbedingt ein Tierarzt hinzugezogen werden. Schnelles Handeln verhindert Folgeschäden.

Ist eine Augenuntersuchung auch bei jungen Pferden sinnvoll?
 Ja, gerade bei Fohlen und jungen Pferden können angeborene Fehlstellungen oder Entwicklungsstörungen früh erkannt und behandelt werden. Frühzeitige Untersuchungen legen den Grundstein für gesunde Augen.

Kann ich Augentropfen vom Menschen beim Pferd verwenden?
 Nein, Augentropfen für Menschen sind nicht für Pferde geeignet. Sie können falsche Wirkstoffe enthalten oder die Augen zusätzlich reizen. Nur vom Tierarzt empfohlene Präparate sollten verwendet werden.

Wie lange dauert eine Augenuntersuchung?
 Eine gründliche Untersuchung dauert meist 15 bis 30 Minuten, abhängig von der Kooperation des Pferdes und dem Befund. Bei auffälligen Ergebnissen können weiterführende Tests die Zeit verlängern.

Können Augenprobleme wiederkehren?
 Ja, vor allem chronische oder allergisch bedingte Probleme neigen dazu, wiederzukommen. Regelmäßige Kontrollen und frühzeitige Behandlung helfen, Rückfälle möglichst gering zu halten.

Qualitätsprüfung

Experte

Dr. med. vet. Volker Moser, studierte an der Veterinär-Universität Wien und schrieb seine Dissertation auf dem Gebiet Molekularmedizin (Tumorgenetik). Seit 1997 arbeitet Dr. Moser als selbstständiger Tierarzt im Bereich der Kleintiermedizin, Wiederkäuer- und Pferdemedizin. Zahlreiche Fort- und Zusatzausbildungen und seine ständige Mitarbeit in diversen Kleintierkliniken und -praxen runden seine jahrelange Berufspraxis ab. Dr. Moser engagiert sich seit 1998 in der ÖTK und VÖK und ist seit 2021 Generalsekretär bei UEVP (Union of European Veterinary Practitioners). Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher und klinischer Publikationen in Fachzeitschriften.
Zuletzt geändert: Juli 17, 2025



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